Trends auf den Energiemärkten brechen

swisscleantech fordert deshalb richtige Energiepreise. Die Schweiz muss sich rechtzeitig auf diese Entwicklungen einstellen.

Keine konsistente Energie- und Klimapolitik
Nach wie vor zeichnet der Report ein Hauptszenario, das weitgehend auf fossilen Energien basiert. Zaghaft finden zwar Überlegungen zu erneuerbaren Energien und zum Klimawandel Eingang in die Analysen. Trotzdem können die präsentierten Zahlen nicht mit einem 2-Grad-Ziel in Einklang gebracht werden. Wenn der weltweite Öl- und Kohleverbrauch bis 2035 um 10% bzw. 17% steigt und der Gasbedarf überproportional zunimmt, bedeutet dies, dass der CO2-Emissions-Peak deutlich nach 2035 erfolgen wird. Demgegenüber argumentiert das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in seinem Emissionsbudget-Ansatz, dass selbst bei einem Emissions-Peak um 2020 das 2-Grad-Ziel nur mit drastischen Reduktionen der Emissionen auf Null im Jahr 2050 zu erreichen wäre. Auch die IEA schreibt in ihrer Publikation vom Juni dieses Jahres, dass 2/3 aller fossilen Reserven im Boden bleiben müssten, um das 2-Grad-Ziel einzuhalten.

Trendwende durch richtige Preise
Erfreulich ist deshalb, dass die IEA der Energieeffizienz eine zunehmend grössere Bedeutung beimisst. Allerdings bleiben auch hier die Forderungen inkonsistent. Letztlich kann aus dem IEA-Bericht nur ein untragbares Szenario herausgelesen werden: einem permanent steigenden Energiekonsum steht eine zunehmende und beschleunigte Verknappung der Energieressourcen und der sich akzentuierende Klimawandel gegenüber. Aufgrund dieser schonungslosen Analyse müsste die Forderung eigentlich lauten, dass nun die einzige Variable, die den Energieverbrauch direkt steuert, angegangen werden muss – die Energiepreise. Wie auch von der IEA gefordert wäre es ein erster Schritt, die Subventionen für Fossile zu eliminieren. Diese betrugen im Jahr 2012 500 Milliarden Franken.
Der World Energy Outlook zeigt ein Szenario, das aktuelle Tendenzen fortschreibt. Es wäre also ein Fehler, den Bericht für eine Beschreibung der Zukunft zu halten. Szenarien beschreiben nur mögliche Entwicklungen – durch aktives politisches Handeln kann die Zukunft aber anders gestaltet werden. Die Forderung von swisscleantech lautet deshalb: Energiepreise richtig setzen.

Und die Schweiz?
Gerade im Energiebereich ist die Schweiz heute stark von fossilen ausländischen Energieträgern abhängig. swisscleantech ist überzeugt, dass ein entschlossenes Vorausgehen in der Klima- und Energiepolitik für die Schweiz nur Vorteile hat. Wer sich heute auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft macht, profitiert vom gewonnenen Know-How und investiert in eine Versicherung gegen volatile und steigende Preise.

 

Die Schweiz kann und soll Weg und Takt angeben

Als Mitglied der Schweizer Verhandlungsdelegation wird swisscleantech das Mandat des Bundesrats in Polen mittragen, fordert aber gleichzeitig weiterhin, dass die Schweiz proaktiver handelt: Die Schweiz kann und soll ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 40% reduzieren. Damit setzt sie positive Impulse für die internationalen Verhandlungen und bietet Schweizer Unternehmen die Chance, sich als Vorreiter der Grünen Wirtschaft zu etablieren.

Keine Lücke bis 2020
Um die weltweite Erderwärmung auf unter 2 Grad des vorindustriellen Wertes zu stabilisieren, ist es unabdingbar bis 2020 keine Lücke entstehen zu lassen und auf CO2-Emissionsreduktions-Zielkurs zu bleiben. swisscleantech begrüsst es deshalb, dass sich die Schweiz zur zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls bekennt, fordert aber dieses Bekenntnis zu konkretisieren und das Schweizer Reduktionsziel bis 2020 entsprechend zu erhöhen. „Mit dem neuen CO2-Gesetz, das dem Bundesrat die  Möglichkeit gibt, das Emissionsreduktionsziel für die Schweiz bis zum Jahre 2020 von 20% auf 40% zu erhöhen, hat die Schweiz das notwendige Instrument, die Klimapolitik jetzt zukunftsfähig auszurichten. Denn nur eine Emissionsreduktion um 40% in Industriestaaten ist kompatibel mit dem 2 Grad Ziel“, sagt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. „Die Erhöhung des Schweizer Emissionsreduktionsziels bietet insbesondere für die Schweizer Wirtschaft die einmalige Chance, ihre Rolle als Vorreiterin der Grünen Wirtschaft zu stärken und die Grundsteine für ein internationales Abkommen zu legen“, ergänzt Nick Beglinger.

Bindendes Klimaabkommen ab 2020
Die jüngst präsentierten Forschungsergebnisse des Weltklimarates IPCC zeigen deutlich: die Klimaerwärmung schreitet voran und stellt ein ernst zu nehmendes Problem für die Wirtschaft und Gesellschaft dar. Des wissenschaftlich erhärteten Handlungsbedarfs ist sich auch die internationale Staatengemeinschaft bewusst und hat sich vorgenommen, 2015 in Paris als Nachfolge des Kyoto- Abkommens ein neues, die gesamte Staatengemeinschaft umfassendes Klimaabkommen mit verbindlichen Reduktionszielen ab 2020 zu verabschieden. Der Fahrplan muss jetzt bestimmt und das Abkommen rechtzeitig auf Kurs gebracht werden.
Damit dies gelingt, fordert swisscleantech von der Schweiz mit gutem Beispiel voranzugehen – auch wenn andere, weniger entwickelte Länder dazu noch nicht bereit sind. Nur so kann das Vertrauen innerhalb der Staatengemeinschaft gefördert und ein positives Momentum für den Abschluss eines neuen, bindenden Klimaabkommens geschaffen werden. Als Wirtschaftsvertreter der Schweizer Klimadelegation wird swisscleantech in Polen das Verhandlungsmandat des Bundesrats mittragen, sich aber gleichzeitig weiterhin für eine proaktivere nationale Klimapolitik einsetzen.

 

Stellungnahme Revision Umweltschutzgesetz

Sie enthält wichtige zeitgemässe Verbesserungen des Umweltschutzgesetzes. Insbesondere begrüsst swisscleantech die explizite Aufnahme des Themas Ressourceneffizienz in das USG, die Stärkung der Kreislaufwirtschaft und die Berücksichtigung der Umweltbelastung im Ausland.

Gleichzeitig ist die Vorlage jedoch in dreierlei Hinsicht zu zögerlich ausgefallen. Den aufgeführten Massnahmen fehlt es an Verbindlichkeit und der Fokus liegt immer noch zu stark beim traditionellen Umweltschutzgedanken und zu wenig auf Innovation und der Anwendung neuer Materialien (Effektivität statt Effizienz). Drittens fehlen klare, quantifizierbare Ziele und Teilziele die den Weg hin zu einem Gleichgewicht von Ressourcenverbrauch und Regenerationsfähigkeit der Ressourcen vorgeben.

Insgesamt vermag die Vorlage nur einen Teilbereich der Grünen Wirtschaft abzudecken und enthält nicht die Massnahmen, um einen Fussabdruck von 1 bis 2050 zu erreichen. Weitere Schritte in anderen Politikbereichen sowie bereichsübergreifende Massnahmen müssen folgen. swisscleantech hat deshalb am diesjährigen Earth Overshoot Day eine Schweizer Ressourcenwende gefordert und wird nun – analog der Cleantech Energiestrategie  – die Cleantech Ressourcenstrategie erarbeiten. Diese wird aufzeigen, wie die Schweiz das Ziel eines Fussabdrucks von 1 bis 2050 wirtschaftsfreundlich erreichen kann. Zur Medienmitteilung

Bei der Klimapolitik auf 2-Grad Kurs bleiben

Erstens fordert swisscleantech eine Schweizer CO2-Zielerhöhung durch den Bundesrat innerhalb des im neuen CO2-Gesetz vorgegebenen Rahmens ohne das Vorgehen anderer Länder abzuwarten. Zweitens ist eine konsequente Ausrichtung der Energiestrategie 2050 an den Klimazielen notwendig. Drittens soll die Schweiz sich noch aktiver für ein internationales Klimaabkommen einsetzen. swisscleantech wird dafür im Sinne einer Strategie der Grünen Wirtschaft, wie auch spezifisch als Teil der Schweizer Delegation an der Klimakonferenz in Warschau, weiterhin einen Beitrag zu leisten versuchen.

Ergebnisse so deutlich wie noch nie zuvor: 95% reichen
Der neuste wissenschaftliche Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), erhärtet die Fakten zum bedenklich hohen Ausstoss an Klimagasen. Besonders alarmierend erscheint die Entwicklung im Vergleich zu früheren Untersuchungen des IPCC. Wurde beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass die Klimaerwärmung durch den Mensch verursacht wird, 2001 noch auf 66% geschätzt, liegt sie heute bei mindestens 95%. Der Einwand, die Erderwärmung hätte in den letzten 15 Jahren innegehalten, darf nicht von der Dringlichkeit des Handlungsbedarfs ablenken. Die Ursachen dieses Phänomens müssen weiter untersucht werden, Forscher sind sich allerdings einig: Phasen von konstanten oder rückläufigen Temperaturen vor dem Hintergrund einer langfristigen Klimaerwärmung sind grundsätzlich nicht aussergewöhnlich, in der Vergangenheit mehrfach beobachtet worden und auch in Zukunft zu erwarten.

Schweizer Wirtschaft und Politik sind gefordert
Für die Schweiz bedeutet dies bei der Klimapolitik bedingungslos auf Kurs zu bleiben. „Die wissenschaftliche Datenlage lässt keinen Zweifel am Handlungsbedarf offen. Mit dem revidierten CO2-Gesetz wurde in der Schweiz bereits ein erster Grundstein für eine zukunftsfähige Klimapolitik und wettbewerbsfähige Wirtschaft gelegt. Nun gilt es die nächsten notwendigen Schritte zu machen“ erläutert Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. Das revidierte CO2-Gesetz sieht bis 2020 eine Emissionsreduktion von 20% im Inland vor. Darüber hinaus besteht die Option das Reduktionsziel in Abstimmung mit den internationalen Entwicklungen auf bis zu 40% zu erhöhen. Damit die Erderwärmung 2-Grad ihres vorindustriellen Wertes nicht übersteigt und verheerende Auswirkungen nach sich zieht, ist gemäss IPCC in Industriestaaten eine Emissionsreduktion von 40% bis 2020 zwingend nötig. „Im Sinne der internationalen Verpflichtungen zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels muss die Schweiz ihr Reduktionsziel deshalb jetzt und ohne das Vorgehen anderer Ländern abzuwarten erhöhen“, meint Nick Beglinger. „Alles andere wäre fahrlässig und eine verpasste Chance für die Schweizer Wirtschaft im Vorhaben sich als Vorreiterin der Grünen Wirtschaft zu positionieren. Für swisscleantech ist es auch unverständlich, dass bei den bundesrätlichen Energieszenarien deutlich tiefere Klimaziele als gefordert resultieren und mit GUDs gerechnet wird.

 
Als Teil der Rio+20 Nachbearbeitung und im Rahmen des Aktionsplans Grüne Wirtschaft, sowie als Mitglied der Schweizer Delegation an der COP-19 UN-Klimaverhandlungen in Polen wird sich swisscleantech für die Schaffung eines verbindlichen Klimaregimes einsetzen. Auch hier verlangt der Wirtschaftsverband, dass sich die Schweizer Politik vermehrt pro-aktiv einbringt.

 

Factsheet: Übertragbare KKW Restlaufzeiten

Dieses Factsheet beschreibt einen Fahrplan für die Abschaltung der Schweizer Kernkraftwerke. Mit Hilfe des eigenen Energiemodells kann swisscleantech zeigen, dass eine Abschaltung nach den hier beschriebenen Regeln zu substantiellen Vorteilen führt, insbesondere bezüglich Sicherheit.

Hauptanliegen

  • Planbarkeit für den KKW-Ausstieg ermöglichen
  • Sicherheit der Kernenergieproduktion insgesamt optimieren
  • Auf Betreiberbedürfnisse eingehen, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen
  • Versorgungssicherheit verbessern

KKW-Stilllegung: Jetzt muss das Parlament handeln.

Der Bundesrat hat es verpasst, seine Verantwortung wahrzunehmen und dem ENSI sind die Hände gebunden. Es liegt daher am Parlament den Bundesrat zu beauftragen, eine volkswirtschaftlich sinnvolle Ausstiegs-Lösung zu finden. swisscleantech hat hierfür einen Vorgehensvorschlag erarbeitet. Dieser basiert auf einer politisch festgelegten Reststrommenge an Kernkraft und einem vom Bund geführten Verhandlungsprozess. Die Lösung wird den Bedürfnissen der Betreiber gerecht und erhöht insgesamt die Sicherheit, ohne dabei die Versorgung zu gefährden.

Ausgangslage
Das Thema der KKW-Laufzeiten ist in der Schwebe: der Bundesrat ist klar gegen fixen Laufzeiten, während die Initiative der Grünen eine pauschale Beschränkung von 45 Jahren vorsieht. Das ENSI sieht einen klaren Bedarf nach einer gesetzlichen Regelung der ‚End of Life Phase’, konnte sich aber mit seinem ‘40+10+x’ Vorschlag bisher nicht durchsetzen. Die Betreiber drohen mit Schadenersatzklagen. Das Volk sieht gemäss einer Umfrage der ETH Zürich das höchste Risiko bei den Atomkraftwerken. Mit Hilfe seines Energiemodells hat swisscleantech die Thematik aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive betrachtet und eine attraktive Lösung erarbeitet. Es liegt nun am Bundesrat, die einzelnen Akteure an den Verhandlungstisch zu bringen und eine für die Schweiz sinnvolle Lösung herbeizuführen. Das Parlament soll den Auftrag dazu erteilen.

Verhandlungslösung mit übertragbaren Produktionskapazitäten
Konkret geht dies so: die Politik legt zuerst einen Richtwert für die gesamte Restproduktion aus Kernkraft fest (z.B. basierend auf 50 Jahren Betriebszeit pro Werk). Die Betreiber einigen sich anschliessend in Verhandlungen auf eine definitive Restproduktion. Ältere Werke können ihr Produktionskontingent an neuere Werke verkaufen. Ist keines der neueren Werke willig oder in der Lage Restproduktionsmengen zu kaufen, kann der Staat als Zwischen-Eigner auftreten. Im Referenzszenario würde dies für Mühleberg Produktionskapazitäten im Wert von rund CHF 220 Mio. und für Beznau I und Beznau II von total CHF 120 Mio. bedeuten und den Betreibern ein frühzeitiges Abschalten erleichtern. Das letzte Schweizer KKW würde 2037 vom Netz gehen. Im Vergleich zu den bisherigen Ansätzen weist dieser Vorschlag entscheidende Vorteile auf.

40% mehr Sicherheit
Das Risiko eines Kernschadens ist bei Beznau I & II und Mühleberg substantiell höher als bei Gösgen und Leibstadt. So verfügen Leibstadt und Gösgen zum Beispiel über ein sogenanntes doppeltes Containment: über eine zweifache, stabilere Barriereschicht aus Stahl und Beton um den Reaktorkern herum. Die Reaktoren in Mühleberg und Beznau weisen dagegen nur einen relativ dünnen Stahlbetonmantel auf. Wird die Produktion von älteren Anlagen auf neuere Anlagen verlagert, sinkt das gesamtschweizerische Risiko der Kernkraft-Reststromerzeugung. Im swisscleantech Referenzszenario wird die Wahrscheinlichkeit für einen Kernschaden gegenüber einem Weiterbetrieb basierend auf 50 Jahren Durchschnittslaufzeit aller Anlagen um rund 40% reduziert. „Das ENSI kennt nur die digitale Logik: laufenlassen oder abstellen. Was letztlich aber zählt, ist das Gesamtrisiko der Schweizer Stromproduktion aus Kernkraft. Dieses wird mit unserem Vorschlag entscheidend reduziert“, sagt Christian Zeyer, Leiter Research bei swisscleantech.

Keine unnötigen Investitionen
Ursprünglich war von den Betreibern geplant, dass nach Ablauf der vorgesehenen Laufzeit von 50 Jahren Ersatzkraftwerke zur Verfügung stehen. Nach den Ereignissen in Fukushima besteht diese Option nicht mehr. „Jetzt, da keine Ersatzkraftwerke gebaut werden können, wollen die Betreiber ihre Werke so lange wie möglich laufen lassen. Dazu sind aber teure Nachrüstungen gefordert. Um diese wieder zu amortisieren müssen vor allem die alten Werke noch länger laufen als geplant“, sagt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. Die Nachrüstung alter KKWs ist weder aus volkswirtschaftlichen noch aus sicherheitstechnischen Überlegungen sinnvoll. Kernkraftwerke der jetzigen Generation sind Auslaufmodelle. „Das Geld können wir bedeutend besser investieren. Wir müssen also dafür sorgen, dass ein früheres Ausschalten der älteren Werke betriebswirtschaftlich möglich gemacht wird.“

Mehr Planbarkeit und Versorgungssicherheit
Ein entscheidender Vorteil dieser Lösung ist die Planbarkeit. Investitionen in die Sicherheit der Kernkraftwerke wie auch in neue Infrastruktur für Effizienz, Erzeugung, Speicherung und Verteilung der Energie können nur optimal geplant werden wenn klar ist, wie viel Strom aus Kernkraftwerken wann zur Verfügung stehen wird. Die Versorgung wird bei diesem Vorgehen nicht gefährdet – im Gegenteil. Für die Versorgungssicherheit sind die drei älteren Kernkraftwerke nicht notwendig. In den Wintermonaten der Jahre 2030–2040 ist jedoch eine Bereitstellung von Strom durch die neueren zwei Werke für die Versorgungssicherheit sinnvoll. Hinzu kommt: heute sind die Betreiber nicht für den vollen Schaden eines nuklearen Grossunfalls versichert. Keine Versicherungsgesellschaft ist bereit, Risiken solchen Ausmasses zu versichern. Aufgrund der möglichen Schadenshöhen von bis zu Tausenden von Milliarden Franken trägt deshalb letztlich die Volkswirtschaft das Restrisiko. Der Staat ist somit massgeblich am Kernkraft-Risiko beteiligt und hat daher auch ein Mitsprache-Recht. „Eine Beschränkung dieses Risikos durch die genaue Regelung der Restproduktion scheint logisch und fair. Die Betreiber werden sich also gut überlegen ob es nicht klüger wäre eine Verhandlungslösung zu finden, als stur auf Klagen zu setzen“, resümiert Beglinger.

 

Stellungnahme zur Änderung der Energieverordnung

Die Herausforderung besteht darin, die Branche einem genügend hohen Risiko auszusetzen um so Innovationen herbeizuführen – ohne dabei die Investitionssicherheit in einem Masse zu reduzieren, dass keine Investitionen mehr getätigt werden.

Im Rahmen der periodischen Anpassung der Energieverordnung (EnV) schlägt das BFE insbesondere vor, die Vergütungsdauer der KEV für alle Techologien auf 15 Jahre festzulegen. Für swisscleantech ist es jetzt der falsche Zeitpunkt für diese Massnahme. swisscleantech empfiehlt deshalb, die Vertragsdauer für alle Technologien auf 20 Jahre festzulegen. Eine verfrühte Kürzung der KEV würde die Investitionsanreize der Branche entscheidend ändern und damit einen Markteinbruch bei den Erneuerbaren – insbesondere bei der PV – riskieren.

 

Gut – aber nicht gut genug

Wichtige Herausforderungen bleiben unadressiert. swisscleantech bemängelt die fehlende Regelung der KKW Laufzeiten, die unzureichenden Massnahmen für mehr Energieeffizienz und die zu tiefen Ausbauziele für Erneuerbare Energien, was unter anderem auch den Abschluss des wichtigen Stromabkommens mit der EU erschwert. Trotzdem fordert swisscleantech alle Akteure auf, die bundesrätliche Minimalvariante als nächsten Schritt der Energiewende mitzutragen.

Bereits im Juni 2011 hat swisscleantech mit der ersten Version der Cleantech Energiestrategie aufgezeigt, wie eine nachhaltige Schweizer Energieversorgung konkret umgesetzt werden kann. Die Grüne Wirtschaft nimmt die Gesetzesvorlage, die der Bundesrat heute veröffentlicht hat, interessiert zur Kenntnis. Die Vorlage nimmt viele der im Rahmen der Vernehmlassung erläuterten Anliegen von swisscleantech auf. So verzichtet der Bundesrat beispielsweise auf Subventionen für fossile Wärmekraftkopplungs-Anlagen.

Trotzdem stellt für swisscleantech die Vorlage klar eine Minimalvariante dar. Sie darf vom Parlament in keiner Weise abgeschwächt werden. „swisscleantech fordert alle Akteure auf, diesen minimalen gemeinsamen Nenner als nächsten Schritt der Energiewende mitzutragen und sich gleichzeitig den wichtigen bestehenden Herausforderungen zu stellen“, sagt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. „Für die Wirtschaft ist das Bundesrats-Paket eine gute Basis. Wichtig ist, dass das bestehende Momentum aufrecht erhalten bleibt. Wer wie economiesuisse diese Mindest-Massnahmen nicht mitträgt, befindet sich weiterhin auf dem Holzweg.“

Für die Grüne Wirtschaft nicht akzeptabel ist, dass in der Vorlage eine Laufzeitenregelung für Kernkraftwerke fehlt. Der aktuelle, unbestimmte Ausschalt-Fahrplan könnte dazu führen, dass die ältesten Kernkraftwerke der Welt noch über Jahre weiter betrieben werden. Dies ist weder volkswirtschaftlich noch sicherheitstechnisch sinnvoll. Gefragt ist deshalb eine Lösung, die ein früheres Ausschalten der veralteten Kraftwerke betriebswirtschaftlich möglich macht und trotzdem genügend Reststrom aus Kernkraft liefert. „Damit wird die Wende möglich“, betont Beglinger. 

Unzureichend adressiert ist auch der Weg zum Abschluss des Stromabkommens mit der EU. Frau Bundesrätin Leuthard betonte zwar an der Pressekonferenz, dass die Verhandlungen auf Kurs seinen. Gestützt auf die bisher bekannten Daten geht swisscleantech allerdings davon aus, dass der von der Schweiz geplante Ausbau der erneuerbaren Energien die Erwartungen der EU nicht erfüllt. „Wir sind gespannt, auf weitere Erläuterungen zu diesem Punkt, denn der Abschluss dieses Abkommens ist uns wichtig. “ meint Nick  Beglinger. „Mit Sicherheit kann man aber schon heute sagen, dass die Ziele, welche economiesuisse am Montag publizierte, für ein Strommarktabkommen nicht ausreichen werden. Man kann nicht den Anschluss an den EU-Strommarkt fordern und gleichzeitig Ausbauziele für die erneuerbaren Energien propagieren, die den Forderungen der EU in keiner Weise entsprechen. Dies geht nicht auf. swisscleantech ist da wohl einen Schritt voraus”, stellt Nick Beglinger fest. Die EU fordert für die Schweiz im Jahr 2020 einen Anteil an Erneuerbaren von 30% am gesamten Energieverbrauch. Davon sind die Pläne  von economiesuisse wie auch die des Bundesrates weit entfernt.

Aufgrund des zögerlichen Ausbauplans rechnen Bundesrat und economiesuisse unnötigerweise mit Gaskraftwerken. Wegen des Klimaschutzes macht dies für swisscleantech wenig Sinn. In Monaten mit einem knappen Energieangebot sollte besser Grünstrom statt Gas für GUDs importiert werden. Im Gegensatz zum Gas stammen erneuerbare Importe aus Ländern mit einem vergleichsweise tiefen politischen Risiko. Um ’schmutzige Stromimporte’ aus dem Ausland zu vermeiden und die inländische Wasserkraft in einer Übergangsphase zu schützen, bietet sich an, den CO2 Gehalt des Stroms an der Grenze zu tarifieren.

swisscleantech unterstützt die Aufteilung der Energiestrategie in eine Förder- und eine Lenkungsphase. Da Lenkungsabgaben laut wissenschaftlichen Studien langfristig sehr effektiv sind, ist es wichtig, dass das Vorgehen rechtzeitig festgelegt wird. swisscleantech begrüsst deshalb, dass der Bundesrat hier am Ball bleibt, wünscht aber eine ambitionierte Gangart. Nur so kann langfristig die Energieeffizienz genügend gefördert werden.

swisscleantech hat bereits vor über einem Jahr auf die Wichtigkeit eines klaren, geordneten Ausstiegsplans aus der Kernkraft, wie auch den Abschluss des EU Stromabkommens hingewiesen. In zahlreichen Workshops wurden an der Lösung dieser Herausforderungen gearbeitet. In den kommenden Wochen und Monaten wird swisscleantech Lösungsvorschläge präsentieren:

Handelbare KKW Restlaufzeiten
Präsentiert wird ein Ausschalt-Mechanismus, der betriebswirtschaftlich vertretbar ist und die Sicherheit der verbleibenden Stromproduktion aus Kernkraftwerken entscheidend verbessert.
Pressekonferenz am Montag, 19. September 2013, 10:15, Bern

Sicherstellung der Stromversorgung trotz tiefer Strompreise
Vorgestellt werden die Überlegungen von swisscleantech zum Strommarktdesign der Zukunft.

 

swisscleantech fordert die Ressourcenwende

Diese wird aufzeigen, wie die Grüne Wirtschaft das Ziel einer ’1-Planet-Wirtschaft’ bis 2050 erreichen will und wie die Schweiz als Land davon profitieren würde.

Der heutige Earth Overshoot Day bedeutet, dass die Welt ihr Ressourcen-Budget für das Jahr 2013 bereits an diesem Tag im Jahr aufgebraucht hat. Für den Rest des Jahres leben wir nicht mehr von den ‘Zinsen’, sondern bauen das ‘Kapital’ des Planeten ab. Unsere Nachfrage nach Ressourcen wie Nahrungsmittel, Wald oder Rohmaterialien übersteigt markant die Kapazität unserer Erde, diese nachhaltig zur Verfügung zu stellen. Das Global Footprint Network kann berechnen, dass die Menschheit heute pro Jahr 1.5 Planeten benötigt. Wenn alle so leben würden wie die Schweizer, wären 2013 sogar 2.8 Planeten erforderlich. “Der Schweizer Overshoot Day war bereits am 30. März 2013. Wir sind hochgradig auf Importe angewiesen und auch unser Ausstoss an Abfallstoffen wie CO2-Emissionen ist nicht nachhaltig“, betont Mathis Wackernagel, Erfinder des ökologischen Fussabdrucks. 

Falls wir uns auf diesem Pfad weiterentwickeln, ist davon nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere Wirtschat betroffen. Heute ist Ressourcenpolitik auch Wirtschaftspolitik. Durch eine verbesserte Ressourceneffizienz verringert die Schweiz die Risiken ihrer stofflichen Abhängigkeit vom Ausland und schafft mehr lokale Wertschöpfung. Jedes Gramm Rohstoff das in der Schweiz aus dem Abfall rückgewonnen werden kann, muss nicht im Ausland abgebaut und importiert werden. „Ressourcenknappheit wird das 21. Jahrhundert prägen und Ressourceneffizienz für die Wettbewerbsvorteile einer Wirtschaft entscheidend sein. Will die Schweiz als Ressourcen-armes Land ihren Wohlstand erhalten, ist es richtig jetzt mit einer Ressourcenwende dezidiert zu handeln. Die Schweiz kann und soll dabei Vorreiterin sein“, sagt André Hoffmann, Vizepräsident von WWF International und Vizepräsident der Roche Holding Ltd. 

Eine Cleantech Ressourcenstrategie macht auch Sinn für das einzelne Unternehmen. Das zeigt das Beispiel des legendären Schweizer Möbelherstellers USM. Gerade in der Industrie stellt Herstellungsmaterial einen substantiellen Kostenfaktor dar – anders als bei der Energie. Ressourcenpreise und Ressourceneffizienz sind daher zwei bedeutende Wettbewerbsfaktoren. “USM setzt seit Jahren erfolgreich auf langlebige Qualitätsprodukte. Unsere Möbel stehen für die Nachhaltigkeit und unsere Firma nimmt das Thema Ressourceneffizienz sehr ernst,” sagt Mirco Castellan, CEO von USM. Er fügt hinzu: “Positioniert sich die Schweiz als Cleantech Vorreiterin, profitiert von dieser attraktiven Cleantech Differenzierung der gesamte Werkplatz Schweiz. swisscleantech kann dazu einen konkreten Beitrag leisten.“

Die Schweiz soll im Jahr 2050 nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als ihr zustehen. Und die Wirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle”, sagt Nick Beglinger, Präsident von swisscleantech. Analog der Cleantech Energiestrategie wird der Wirtschaftsverband nun eine Cleantech Ressourcenstrategie für die Schweiz erarbeiten. swisscleantech wird darin Beispiele aufzeigen und Lösungen vorschlagen, wie eine saubere Schweizer Ressourcenstrategie aus Sicht der Wirtschaft zu gestalten ist. “Wie bei der Energiestrategie setzen wir auf Vollkostenrechnung und eine wirtschaftsfreundliche Umsetzung. Ein gesetzlicher Rahmen mit wenigen, aber griffigen Massnahmen und eine Lenkung mittels ökologischer Steuerreform sind wichtige Themen der Cleantech Ressourcenstrategie.“ Der Zeitpunkt stimmt: mit Rio+20 wurde das Thema vor einem Jahr international lanciert, und in der Schweiz wurde mit der Volksinitiative ‘Grüne Wirtschaft’ richtigerweise ein Impuls gesetzt. 

Zitate:

Mathis Wackernagel, Präsident Global Footprint Network

“Der Schweizer Overshoot Day hat bereits am 30. März 2013 stattgefunden. Unser Land ist hochgradig auf Importe angewiesen und auch unser Ausstoss an Abfallstoffen wie CO2-Emissionen ist nicht nachhaltig.“

„Ressourcenrisiken werden als Wirtschaftsfaktor unterschätzt. Das ist besonders wesentlich für Länder wie die Schweiz, die vier Mal mehr Natur braucht als sie selbst innerhalb ihrer Grenzen hat. Und das in einer Welt die schon mehr braucht, als sie weltweit regenerieren kann.“

André Hoffmann, Vizepräsident WWF International, Vizepräsident Roche Holding Ltd.

„Ressourcenknappheit wird das 21. Jahrhundert prägen und Ressourceneffizienz für die Wettbewerbsvorteile einer Wirtschaft entscheidend sein. Will die Schweiz als Ressourcen-armes Land ihren Wohlstand erhalten, ist es richtig jetzt mit einer Ressourcenwende dezidiert zu handeln. Die Schweiz kann und soll dabei Vorreiterin sein.“

“swisscleantech hilft mit, durch die richtigen Rahmenbedingungen die Regeln der Wirtschaft so zu ändern, dass Nachhaltigkeit systematisch belohnt wird.“ 

Mirco Castellan, CEO USM U. Schärer Söhne AG

“USM setzt seit Jahren erfolgreich auf langlebige Qualitätsprodukte. Unsere Möbel stehen für die Nachhaltigkeit und unsere Firma nimmt das Thema Ressourceneffizienz sehr ernst.“

“Richtig umgesetzt, stärkt eine Cleantech Ressourcenstrategie die Schweizer Wirtschaft. Als swisscleantech Mitglied wollen wir aktiv daran teilnehmen und mitgestallten.“

“Positioniert sich die Schweiz als Cleantech Vorreiterin, profitiert von dieser attraktiven Cleantech Differenzierung der gesamte Werkplatz Schweiz. swisscleantech kann dazu einen konkreten Beitrag leisten.“

Nick Beglinger, Präsident swisscleantech

“Genau wie für die Energie, braucht es auch bei den Ressourcen eine Wende in Richtung Nachhaltigkeit.”

„Die Schweiz soll im Jahr 2050 nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als ihr zustehen.“

“Wichtig ist die Vollkostenrechnung – das gilt für die Energie, wie auch die Ressourcen.“

“Als reiches, innovatives Land und Weltmeisterin im Recycling sollte es unser Ziel sein, nicht den ‘Overshoot Day’ sondern den ‘Undershoot Day’, zu feiern.“

 

Klimawandel: Was er für den Bergbau und die Grundstoffindustrien bedeutet

Kernergebnisse

  1. Der Klimawandel hat für den Bergbau und die Grundstoffindustrien weitreichende Folgen. Zu den physischen Auswirkungen gehören voraussichtlich Schäden an Infrastruktur und Anlagevermögen. Auch die Verfügbarkeit erneuerbarer natürlicher Ressourcen wie Wasser könnte sich verringern.
  2. Zwischen 1970 und 2010 hat sich der weltweite Treibhausgasausstoß des Industriesektors fast verdoppelt. Zu diesem Anstieg hat das Wachstum der globalen Bergbau- und Grundstoffindustrie wesentlich beigetragen, obwohl ihr Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gleichen Zeitraum zurückgegangen ist.
  3. Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass die globale Nachfrage nach Industrieprodukten bis Mitte des Jahrhunderts um 45 bis 60 Prozent gegenüber 2010 zunehmen wird. Paradoxerweise könnten gerade Investitionen in die Minderung des Treibhausgasausstoßes (z. B. steigende Nachfrage nach Dämmstoffen für Gebäude) und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels (z. B. Baumaterial zur Flutvorsorge) zu einem Wachstum der Industrieemissionen führen.
  4. Um den absoluten Treibhausgasausstoß der Primärindustrie zu senken, werden breit angelegte Strategien gebraucht. Gelegenheiten zur Emissionsminderung finden sich sowohl auf Seiten der Produktion (Steigerung der Effizienz der industriellen Prozesse) als auch auf Seiten der Nachfrage (Minderung des Gesamtverbrauchs der produzierten Stoffe)

 

Zur Publikation:
Diese Publikation wurde erarbeitet und herausgegeben von der European Climate Foundation (ECF), vom Buildings Performance Institute Europe (BPIE), vom Global Buildings Performance Network (GBPN), vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), vom Institute for Sustainability Leadership (CISL) und der Judge Business School (CJBS) der Universität Cambridge. Das Projekt wurde von der ECF initiiert und finanziert und vom CISL gefördert.

Die deutsche Ausgabe wird von klimafakten.de in Zusammenarbeit mit der Stiftung 2° und swisscleantech herausgegeben.